Kay Uwe Lüdke und Kai Schäfers

Kieler Woche 20.06.2017

20.06.2017

Nur vier deutsche Crew auf Kurs Kieler-Woche-Sieg

Es flutscht in der Absprache zwischen den Kieler-Woche-Wettfahrtleitern und Wetterexperten Dr. Meeno Schrader. Der Diplom-Meteorologe hatte bereits am Sonntagabend eine Startverschiebung um zwei Stunden für den Montag empfohlen, die Organisatoren waren ihm gefolgt und lagen damit goldrichtig. Die Segler gingen ihren dritten Wettfahrttag locker an, und als sie dann am Mittag auf das Wasser geschickt wurden, konnten sie noch einen intensiven Regattatag abarbeiten. Lediglich die Katamarane vor der Bülker Steilküste blieben mit einer Wettfahrt hinter dem selbst gesetzten Programm zurück, alle anderen Klassen segelten drei bis fünf Wettfahrten.

Jobst Richter, der am Montag und Dienstag den beruflich verhinderten Organisationsleiter Dirk Ramhorst vertritt, konnte nach dem Tag durchatmen: „Das lief alles sehr erfreulich. Am Sonntagabend war ich etwas im Zweifel, den Start so frühzeitig zu verlegen. Aber es passte alles genau. Wenn es anders gekommen wäre, hätte Meeno einen ausgeben müssen.“ Seglerisch haben die Deutschen noch Luft nach oben. In den 14 internationalen Klassen gibt es aktuell nur vier deutsche Führende.

Formula 18

Die schnellste Klasse im internationalen Teil der Kieler Woche war am Montag am schnellsten wieder an Land. Das lag allerdings an dem etwas flauen Wind auf der Außenbahn, der nur ein Rennen zuließ. „Es war die richtige Entscheidung, der Wind ging deutlich runter“, sagte Dieter Maurer (Lübeck). Mit Katrin Oldenburg liegt er als Zweiter hinter den Griechen Iordanis Paschaldis/Konstantinos Trigkonis im nationalen Vergleich in der Top-Position. „Das läuft für uns richtig gut, eigentlich mögen wir stärkeren Wind“, so Maurer, während seine Vorschoterin es durchaus genoss, etwas weniger Zug auf der Gennakerschot zu haben: „Bei den aktuellen Bedingungen lässt sich das alles gut handeln. Ansonsten ist der Posten als Vorschoter schon sehr anstrengend, auch wenn wir so segeln, dass Dieter die Großschot fährt.“ Die Griechen segeln zwar in einer anderen Liga („Das sind Profisegler, die eine Kampagne für die WM in Kopenhagen gestartet haben“, so Maurer), aber ansonsten will das Team Maurer/Oldenburg in dieser Saison noch mal angreifen. „Top-15 bei der WM ist das Ziel“, sagte Maurer, um dann etwas zu relativieren: „Naja, vielleicht Top-20.“

Hobie 16

Auch die zweite Kat-Klasse, die Hobie 16, schafften nur ein Rennen. Und da blieb alles beim Alten. Die Führenden, Knud Jansen/Christina Schober (Kiel), landeten ihren fünften Sieg im siebten Rennen vor Kiel und steuern damit klar auf Siegkurs zur Kieler Woche.

2.4mR

In der Einmann-Kielbootklasse ist der deutsche Paralympics-Segler Lasse Klötzing (Berlin) derzeit nur in der Zuschauer-Rolle. Er lässt die erste Kieler-Woche-Hälfte aus, in der der 2.4 offen gesegelt wird, um sich ganz auf die Para Worlds ab Mittwoch zu konzentrieren. „Im vergangenen Jahr bin ich Sonar gesegelt und saß daher seit eineinhalb Jahren kaum im 2.4. Deshalb wollte ich jetzt erst einmal für mich segeln, um wieder reinzukommen.“ Von außen konnte er auch seinen Vater Stefan beobachten, der aktuell auf Rang zehn der Klasse liegt. „Ehemals war ich ja nur der Betreuer von Lasse, aber als die Trainer diese Aufgabe mehr und mehr übernommen haben, war ich eigentlich überflüssig und bin dann vom Motorboot selbst in den 2.4 umgestiegen.“ An der Spitze des Feldes gab es den Führungswechsel vom Australier Matthew Bugg auf Heiko Kröger (Ammersbek). Kröger kann damit auf seinen zehnten Kieler-Woche-Sieg und den fünften in Folge hoffen.

29er

Als besonders fleißige Segler erweisen sich die 29er-Skiffs. Sie haben bereits 14 Wettfahrten in der Wertung und wollen am morgigen Abschlusstag noch vier weitere Wettfahrten hinzufügen. Damit können sich die Spitzenreiter Theo Revil/Gautier Guevel (Frankreich) noch nicht allzu sicher sein, obwohl sie schon ein 14-Punkte-Polster zu den slowenischen Verfolger Rok Verderber/Klemen Semelbauer angelegt haben.

505er

Kaum mehr von Rang eins sind wohl die Brüder Jörgen und Jacob Bojsen-Möller bei den „Fiven“ zu verdrängen. Im Flying Dutchman sammelten die Dänen bereits 14 Kieler-Woche-Siege ein, jetzt stehen sie im 505er vor dem ersten Erfolg vor Kiel. Zwar kassierten sie am Montag mit Rang acht im letzten Tagesrennen ihr Streichresultat, doch der Vorsprung auf die Franzosen Philippe Boite/Mathieu Fountaine beträgt bereits 14 Punkte. Auf Rang drei folgt Rekord-Kieler-Woche-Sieger Wolfgang Hunger (Strande) mit Julien Kleiner (München) an der Vorschot.

Contender

Bei den Einmann-Skiff-Seglern im Contender hat Christoph Homeier (Bremen) die Position als bester Deutscher an Markus Maisenbacher (Verden) abgeben müssen. Doch das deutsche Duo ist lediglich in der Verfolgerrolle des Dänen Jesper Nielsen und hält vor dem Abschlusstag der internationalen Klassen bereits einen Respektsabstand.

Europe

Ladies first! So lautet die Devise bei den Europes. Nachdem Anna Livbjerg an Tag zwei die Führungsrolle übernommen hat, segelte die Dänin auch an Tag drei souverän und baute den Vorsprung auf Fabian Kirchhoff (Hüde) weiter aus. Der Norweger Lars Johan Brodtkorb rutschte weiter ab, behauptete aber knapp einen Podiumsplatz.

Flying Dutchman

Die besten „Fliegenden Holländern“ kommen von der Oberhavel. Kay-Uwe Lüdtke/Kai Schäfers (Stechlin) mussten sich allerdings gehörig strecken, um die Führung gegen die stark aufkommenden Ungarn Szabolcs Majthenyi/Andras Domokos zu verteidigen.