Hafenstadt Lissabon
Hafenstadt Lissabon
„Wer Lissabon nicht gesehen, hat niemals nichts Schönes gesehen“ – lautet ein alter Spruch. Und da ist auch etwas dran. Lissabon, an einem riesigen Naturhafen gelegen, in dem alle Flotten der Welt Platz hätten, ist immer die Unterbrechung einer Schiffsreise oder eine eigene Reise wert. Hier verbinden sich Geschichte, Stadtarchitektur und landschaftliche Schönheit zu einer brillianten Komposition. Alle Fotos vergrößerbar
Wie einst vor 500 Jahren die aus der Neuen Welt zurückkehrenden Seefahrer, so begrüßt auch noch heute der Torre de Belem am Tejoufer den Ankömmling. Man kommt hierher auch auf der breiten Uferstrasse vom Stadtzentrum aus.
Ihren Ruhm begründete Lissabon mit den Entdeckungsreisen Heinrichs des Seefahrers im 15.Jhd., unter dessen Leitung Madeira, die Azoren sowie die Kapverden entdeckt wurden. 1960 -zur 500-Jahrfeier des Todes Heinrichs – wurde dieses imposante 53m hohe Denkamal am Tejoufer eingeweiht. Es ist einer der Karavellen nachempfunden, die vor dem Wind die noch unbekannten Ozeane befuhren.
Natürlich führt Heinrich der Seefahrer als geistiges Haupt und Chef aller Unternehmungen den aufwärts und in die Zukunft strebenden Zug. Nachhaltig gelingen konnten diese Seefahrten nur durch den Segen und die logistische Unterstützung des Königshauses unter Manuel I; sie führten schließlich zur Entdeckung Amerikas sowie des Seeweges nach Indien und China.
Von hier aus auf halbem Wege zum Stadtzentrum überspannt die 2278m lange Europabrücke den Tejo. Sie wurde 1960-62 von deutschen Brückenbauern errichtet und war bis zum Bau der Brücke über den Großen Belt die längste Brücke Europas. Als wir 1958 mit dieser Fähre vom Plaza de Commercio hinüber zur Christusstatue – ein Gegenstück zur Christusstatue auf dem Corcovado in Rio – fuhren, sprachen wir mit deutschen Ingenieuren, die diese Brücke planten.
Die „Praca do Commercio“ ist das Kernstück und Eingangstor zur sog pombalinischen Stadt – der vom Marquis de Pombal nach dem verheerenden Erdbeben von 1755 neu aufgebauten Stadt. Das Reiterdenkmal verehrt den damaligen König JoseI., der den Wiederaufbau der Stadt anordnete. Dieser große Platz liegt unmittelbar am Tejoufer. Hier beginnt die im modernen Schachbrettmuster angelegte Altstadt von Lissabon, die man sich am besten zu Fuß erschließt.
Knapp 3km nördlich der Praca do Commercio liegt die Rotunda – ein Verkehrsknoten mit einer geometrischen Parkanlage, welche vom Denkmal Pombals beherrscht wird. Von hier aus hat man einen freien Blick über die Altstadt bis hinüber zum im Dunst verschwimmenden anderen Tejoufer.
Zu einem Besuch von Lissabon gehört natürlich auch ein Bummel durch die unterhalb des Burgberges gelegene Alfama, dem ältesten Stadtteil von Lissabon. Man erreicht auch einen Miradouro – eine Aussichtsterrasse, von der man – unter Weintrauben stehend – einen phantastischen Ausblick auf die Bucht des Tejo geniessen kann. Wer noch Zeit hat, kann vom Burgberg aus den Blick nach Westen zur Brücke einfangen.
Kulturbeflissene statten natürlich auch dem Hieronomitenkloster, dem „Mosteiro do Jeronimos“ einen Besuch ab. Es wurde anläßlich der Ostindienfahrt von Vasco da Gama errichtet. Das Kloster ist ein Paradebeispiel des sog. nur in Portugal anzutreffenden manuelischen Baustils – einer sehr expressiven Ausdrucksform zwischen Spätgotik und Frührenaissance. Hier haben die Seefahrer bis dahin unbekannte Pflanzen und Tiere in den Ornamenten verarbeitet.
Wie immer kann man in einer so bedeutenden Stadt noch viel mehr sehen und bestaunen – doch das ist auch immer eine Frage der Zeit und des persönlichen Interesses.
So reiht sich auch Lissabon in die Phalanx der schönsten Hafenstädte dieser Erde ein.