Hannah Ahrendsohn

Young Europeans Sailing, 04.06.2017

Young Europeans Sailing, 3. bis 5. Juni:
Junge Laser-Flotte mit großen Ziel
Vor Kiel geht es im Rahmen der YES-Regatten um die Deutsche Junioren-Meisterschaft

Olympia, der Laser Radial und die deutsche Nationalmannschaft: Noch ist das keine Kombination, die zusammen gehört. Seit der Olympia-Premiere des Laser Radial als olympisches Einhand-Boot der Frauen in 2008 fehlt es zumindest bei den Spielen an einem herausragenden deutschen Erfolg. Dabei gab es zwischendurch immer wieder Top-Ergebnisse. Mit Blick auf die Spiele 2020 oder 2024 kündigt sich aber Besserung an. Ein junger Perspektivkader mit Pauline Liebig, Lena Haverland (beide bei der YES am Start) und Svenja Weger sieht sich einer noch jüngeren Flotte aus der Jugend-Nationalmannschaft gegenüber, die ordentlich Druck macht. Und wie der erste Tag der YES zeigt, gesellt sich auch die 17-jährige Julia Büsselberg (VSaW) dazu. Aus solchen Konstellationen können große Leistungen erwachsen. Einen ersten Eindruck könnte die Deutsche Junioren-Meisterschaft im Rahmen der Young Europeans Sailing, die noch bis Pfingstmontag ausgetragen werden, geben.

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Hannah Anderssohn gehört zu den großen deutschen Hoffnungen. Foto: www.segel-bilder.de
Die größte Hoffnungsträgerin in der Jugend ist Hannah Anderssohn, die schon im Vorjahr in Kiel bei den YES-Regatten nicht zu stoppen war. Vier Wettfahrten, drei Siege und ein vierter Platz, so die Bilanz 2016. Damit ließ sie der Konkurrenz keine Chance, holte bei einer Wettfahrt sogar über eine Minute Vorsprung heraus und demonstrierte ihre Extraklasse. So sicherte sich die Nachwuchsseglerin aus Warnemünde sowohl den Titel der Deutschen Juniorenmeisterin als auch den Gesamtsieg bei den YES-Regatten 2016. Auch in diesem Jahr werden im Rahmen der YES-Regatten die Deutschen Junioren-Meister (U22) in den Klassen Laser Radial Frauen, Laser Standard Männer und 470er (Männer und Frauen) ermittelt.

Dabei trifft Anderssohn über Pfingsten im Laser Radial auf ihre Jugend-Nationalmannschafts-Kolleginnen Vanessa Gregor (Remscheider SYC), Laura Schewe (KYC/16/ U17-Europameisterin 2016), die bereits mit dem Erreichen der Gold Fleet vor Hyères in diesem Jahr auf sich aufmerksam gemacht hat, Lena Marie Weißkichel (SV Großenheidorn), Carolin Müller (Fürstenberger YC) sowie Julia Büsselberg (VSaW), die im Vorjahr umstieg und bis dahin die Laser 4.7-Klasse bei der YES (Sieger 2015 und 2016) dominierte und U16-Weltmeisterin 2015 gewann. Zu den Favoriten gesellt sich zusätzlich noch Laura Bo Voss aus dem Nachwuchskader des DSV.
Lena Haverland (DSV-Perspektiv-Kader/Schweriner YC) und Pia Kuhlmann (Schaumburg-Lippischer Seglerverein), die beide aus Altersgründen nicht bei der Vergabe des Junioren-Titels eingreifen können, segeln um den YES-Titel mit.

Hannah Anderssohn (Vize-Jugend-Europameisterin und Vize-Youth-Worlds-Meisterin in 2015 und Jugend-Europameisterin in 2016) scheint trotz ihrer 17 Jahre auch athletisch in der Lage zu sein, direkt das Elitefeld der Laser-Radial-Seglerinnen angreifen zu können. „Bedingungen mit Welle und 15 bis 16 Knoten Wind, so dass man gut arbeiten muss, machen mir am meisten Spaß. Ich lebe von der Athletik“, berichtet die Seglerin des Warnemünder SC, die inzwischen im Kieler Internat lebt. Für 2018 strebt sie das Abitur an, rechtzeitig genug, um für die Spiele 2020 voll durchzustarten. „Noch überlege ich, nebenbei ein Studium zu beginnen. Aber es ist auch möglich, dass ich mich dann erst einmal voll auf das Segeln konzentriere.“

Bis dann hofft sie auch, das Verletzungspech des vergangenen Jahres hinter sich gelassen zu haben. Vor der Kieler Woche 2016 hatte sie sich die Hand gebrochen, musste für das Event vor der Haustür passen, kam aber gerade noch rechtzeitig für die Jugend-Europameisterschaft in Fahrt, um dort Gold zu gewinnen. Vor dem Start in dieses Jahr musste das 17-jährige Talent erneut pausieren. Das Knie hatte sich entzündet, musste operiert werden. Und nachdem sie zur Trofeo Princesa Sofia (Mallorca) und beim Euro-Cup vor Hyères auf die Regattakurse zurückgekehrt war, machte der Rücken Zicken. Immerhin hatte sie mit einem Tagessieg beim Kurzauftritt vor Mallorca und Gesamt-Rang drei in Hyères ihre Klasse bewiesen. „Beim Start auf Mallorca bin ich erst das zweite Mal in diesem Jahr gesegelt. Und dann die Wettfahrt ganz vorn zu segeln, fühlte sich schon gut an. Das war richtig gut für das Ego“, berichtet Anderssohn.

Nach den YES-Regatta und der Kieler Woche zielt die Planung der 17-Jährigen auf die Teilnahme an den Jugend- (U19) und Junioren-Weltmeisterschaften (U21) ab. „Zumindest für die U19-WM ist das Ziel eine Medaille. Bei der U21-WM will ich mal sehen, wie es läuft. Aber vielleicht gelingt ja eine Top-Ten-Platzierung und damit das C-Kader-Kriterium“, sagt Hannah und wirft den Blick auch schon auf 2020: „Wir wollen für die Spiele in Tokio eine starke nationale Gruppe bilden, in der sich alle einbringen, um gemeinsam nach vorn zu kommen. Es ist noch ein weiter Weg bis in die Weltspitze. Und Svenja, Pauline und Lena haben noch mehr Erfahrung. Aber vielleicht ist das ja aufzuholen.“

Es wäre an der Zeit, im Laser Radial Erfolgstorys zu schreiben. Denn der Blick ins olympische Ergebnis-Archiv des Laser Radial ist für die deutsche Segelnationalmannschaft schmerzhaft. Petra Niemann landete 2008 auf Platz 15, nachdem sie in den Jahren zuvor bei den Weltmeisterschaften zwei Medaillen abgeräumt hatte. Niemanns Sparringspartnerin Franziska Goltz erging es vier Jahre später nicht besser. Zwischen den Spielen mit Medaillen bei Worldcups dekoriert, landete sie in Weymouth 2012 auf Rang 26. Danach erlebte Svenja Weger mit dem Sieg bei der EM 2014 einen unerwarteten Höhenflug, konnte den Platz in der Weltspitze aber nicht behaupten, so dass zu den Spielen 2016 gar keine deutsche Frau im Laser nach Rio geschickt wurde. Jetzt blickt die deutsche Laser-Radial-Flotte Richtung Tokio.

YES-Ergebnisse:
470er (1 Wettfahrt): 1. Theres Dahnke/Birte Winkel (Plauer Wassersportverein), 1.0, 2. Malte Winkel/Matti Cipra (Kiel) 2.0, 3. Luise Wanser/Helena Wander (Hamburg/NRC) 3.0, 4. Ole Blumenthal/Paul Stüzle (Rostock) 4.0, 5. Tjorben Studt/Hjalte Studt (Düsseldordfer YC) 5.0, 6. Max Schuberth/Silas Oettinghausen (Rostocker YC) 6.0.
Laser Radial Frauen (1W): 1. Julia Büsselberg (Berlin) 1.0, 2. Laura Bo Voss (Escheburg) 2.0, 3. Hannah Anderssohn (Rostock) 3.0, 4. Pia Kuhlmann (Wunstorf) 4.0, 5. Katharina Schich (Stuttgart) 5.0, 6. Lena Haverland (Schwerin) 6.0.
Laser Standard (1W): 1. Alexander Ebert (Berlin) 1.0, 2. Max Wilken (Rechlin) 2.0, 3. Jiri Halouzka (Tschechien) 3.0, 4. Jakub Halouzka (Tschechien) 4.0, 5. Philipp Loews (Berlin) 5.0, 6. Philipp Roitsch (Hamburg) 6.0.
Europe (2 W): 1. Katharina von Schleinitz ( Hanseatischer SC), 5.0 Punkte, 2. Moritz Brückner (Dortmund) 7.0, 3. Marisa Roch (Wees) 7.0, 4. Sverre Reinke (Bremen) 7.0, 5. Nadine Möller (Hannover) 9.0, 6. Johann Tammen (Kiel) 16.0
29er (2. W): 1. Natacha Violet Saouma-Pedersen/Jens-Philip Dehn-Toftehoj (Dänemark), 3.0, 2. Maru Scheel/Freya Feilcke (Kieler YC) 5.0, Elin Sevedag/ Caroline Pettersson (Schweden) 8,0, 4. Casper Ladefoged/Victor Ladefoged (Dänemark) 10.0; 5. Clara Borlinghaus/ Lea Voigt (Münchener YC) 10.0, 6. Frederik Fomsgaard/ Mads Fuglbjerg (Dänemark) 11.0.
420er (1 W): 1. Daniel Göttlich/Linus Klasen (Berlin) 1.0 Punkt, 1. Philipp Royla/Kim Fernholz (Neukirchen) 1.0, 3. Sophie Steinlein/ Anna-Lena Klöckner 2.0, 3. Felix Kaiser/Samuel Stör 2.0, 5. Vincent Bahr/Lars Kleinwächter 3.0, 5. Malte Rackow/Leon Treu 3.0.
Laser 4.7 (1 W): 1. Jakob Pauls (Wismar)1.0, 1. Björn Richardsen (Seeshaupt) 1.0, 3. Susann Elsner (Schwielochsee)2.0, 3. Till Wanser (Hamburg) 2.0, 5. Moritz Brandt SC Dümmer) 3.0, 5. Julian Hoffmann (Blaiach) 3.0.
Laser Radial Männer (1 W): 1. Moritz Peitzner (Kiel) 1.0, 1. Philip Walckenbach (Zeuthen) 1.0, 3. Elias Böttger (Berlin) 2.0, 3. Maximilian Walkenbach (Zeuthen) 2.0, 5. Felix Laukhardt (Frankfurt) 3.0, 5. Lorenz Schueler (Bad Saarow) 3.0.
Piraten (1W): 1. Svenja Thoroe/Karsten Bredt (Schilkseer YC) 1, 2. Thomas Kaitschick/Peter Gardeweg (SV Wakenitz) 2, 3.Sebastian Bunte/Ralph Nyhuis (SC Dümmer) 3, 4. Gunter Edinger/Andreas Steffenhagen (SC Spandau) 4, 5. Rex und Rico Rychlitzki (SV Einheit) 5, 6. Maik Westfehling/Michael Schröter (Lübecker SV) 6.

Die Veranstaltung wird unterstützt von der Müllverbrennung Kiel, der boot Düsseldorf, Addix Internet Services, B+S Card Service, Hugo Hamann, SVG Service Verlag/Segler-Zeitung und 1&1 Versatel.

Termine:
Sonntag, 4. Juni, und Montag, 5. Juni
– erster Start um 11 Uhr; letztmöglicher Start: Montag, 5. Juni, 14 Uhr.
Siegerehrung: Montag, 5. Juni, 16 Uhr (geplant) im Hafenvorfeld, bei schlechtem Wetter in der Ch!ll-Out-Zone.
Die ersten sechs Punktplätze jeder Klasse erhalten Preise, zusätzlich werden in den einzelnen Klassen Wanderpreise verliehen.

Klassen:
29er, 420er, 470er M/W (DJoM), Europe, Laser 4.7, Laser Std. M (DJoM), Laser Rad. W (DJoM), Laser Rad. M und Pirat.
Die Regatten verteilen sich auf fünf verschiedene Bahnen.

Anzahl der Wettfahrten: 8, 29er: 11

Bahnen: Delta: Pirat, 470er M/W
Echo: 420er
Hotel: 29er
Juliett: Europe, Laser 4.7
Kilo: Laser Std., Laser Radial W, Laser Radial M.

Weitere Informationen gibt es unter www.young-europeans-sailing.de
Ab sofort können sich Teilnehmer unter www.manage2sail.com für die Young Europeans Sailing 2017 anmelden.

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