Hochkonzentriert auf dem Weg zu ihrem Tagessieg: Luise Wanser und Philipp Autenrieth im 470er. Foto: ChristianBeeck.de/Kieler Woche
Nordostwind Stärke drei bis fünf, gleißender Sonnenschein und zahlreiche deutsche Erfolge kennzeichneten am Donnerstag (24. Juni) den Regattaauftakt der olympischen Segeldisziplinen bei der Kieler Woche. Erster Gesamtführender ist der Schleswiger Nik Aaron Willim in der ILCA-7-Klasse. Luise Wanser (Hamburg) kam mit ihrem Vorschoter Philipp Autenrieth in der neuen 470er-Mixed-Disziplin auf den zweiten Rang. Die Silbermedaillengewinnerinnen von Tokio, Tina Lutz und Susann Beucke (Holzhausen/Strande), stiegen mit einem Tagessieg in ihre 49erFX-Abschiedsvorstellung ein und sind nach vier Rennen Gesamtvierte. Nach „Bronze“ in Japan müssen die Kieler Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer im foilenden Nacra-17-Katamaran als Achte noch zulegen. Sie waren allerdings durch Materialbruch in der dritten Wettfahrt eingebremst.
In Abwesenheit des Ex-Weltmeisters Philipp Buhl (Sonthofen), der eine Wettkampfpause einlegt, trumpfte sein Sparringspartner Nik Aaron Willim groß auf. Einem Tagessieg zu Beginn ließ der 25-Jährige einen dritten Platz folgen und segelt trotz eines Patzers (15.) danach ab Freitag im gelben Leibchen des Spitzenreiters. Ein blaues trägt dann sein härtester Verfolger Nico Naujock aus Berlin. In Violett als Gesamtdritte geht es für Julia Büsselberg im ILCA 6 weiter. Die Berlinerin segelte drei Topplätze mit Tagessieg und liegt knapp hinter Mara Stransky aus Australien und Mirthe Akkerman aus den Niederlanden.
Glänzend war die Stimmung an Bord der gemischten deutschen 470er-Mannschaften. Zwar verloren Wanser/Autenrieth die Poleposition noch an das Schweizer Duo Yves Mermod und Maja Siegenthaler, das zwei Tagessiege schaffte. Aber Platz zwei vor Theres Dahnke und Matti Cipra (Plau am See) sowie Malte und Anastasiya Winkel aus Kiel belegte einen bärenstarken GER-Auftakt.
Ein wenig mussten Lutz/Beucke ihrem großen Trainingsrückstand Tribut zollen, denn seit Olympia haben sie nicht mehr auf der Gleitjolle gesessen. Nach Rang drei und vier wurden sie noch Elfte und verpassten das 49erFX-Zwischenpodium hauchdünn. Tina Lutz bilanzierte: „Im ersten Rennen sind wir nach einem guten Start auf die richtige Seite gefahren. Das reichte zum Sieg. Danach mussten wir feststellen, dass die Manöver nicht mehr ganz so spritzig sind. Und jetzt bin ich ganz schön fertig.“ Ihre Vorschoterin Susann Beucke ergänzte: „Die Kommunikation an Bord war top. Wir haben sofort wieder gut zusammengearbeitet.“
Sophie Steinlein steigerte sich nach einem Dritten und zwei Zweiten zum Tagessieg und ist Gesamtzweite. Das überrascht allein deshalb nicht, weil die 20-jährige sich in der bei der Kieler Woche geschlechteroffen ausgeschriebenen Disziplin 49er-Bronzemedaillengewinner Thomas Plößel (Hamburg) an die Vorschot holte. „Ich lerne unglaublich viel von solch einem Profi“, so die Steuerfrau, deren Stammcrew erkrankt ist. Im 49erFX führen die Schwedinnen Vilma Bobeck und Rebecca Netzler.
Nach vier Rennen der 11. ACO Musto Skiff-Weltmeisterschaft liegt Andy Tarboton (Südafrika) an der Spitze der 44 Athleten. Er jagte den zuvor dominierenden Engländern Rick Peacock und Robert Richardson die Gesamtführung mit einem Tagessieg zum Tagesschluss noch ab. Bester Deutscher ist Iver Ahlmann aus Büdelsdorf als 17.
Die 49er-Männer und die iQ-Foiler (Frauen und Männer) gingen erst ab 14 Uhr an den Start. Sebastian Kördel, der in Tarifa lebt, foil-surfte auf Anhieb zum Tagessieg. Die Wettfahrten werden am Freitag (23. Juni) ab 11 Uhr fortgesetzt. Die Vorhersage ist blendend: „Der mäßige bis frische Wind dreh zwar auf Südost, bleibt uns aber erhalten. Und es wird noch wärmer“, so Diplom-Meteorologe Dr. Meeno Schrader aus Kiel.
Das Segelprogramm der Kieler Woche (18. – 26. Juni 2022)