Simon Diesch und Anna Markfort GER 11 haben sich für die olympische Mixed-Premiere im 470er qualifiziert
Die deutschen 470er-Teams haben bei ihrer Olympia-Ausscheidung bis zuletzt Hochspannung serviert. Die Entscheidung, welche der deutschen Weltklasse-Crews für Team D in der Bucht von Marseille auf Medaillenjagd gehen darf, fiel erst am Finaltag der Europameisterschaft in Cannes, der dritten und letzten Ausscheidungsregatta. Dort stand am späten Sonntagnachmittag fest: Simon Diesch und Anna Markfort (Württembergischer Yacht-Club/Verein Seglerhaus am Wannsee) haben sich im nationalen Ringen durchgesetzt.
Bis dahin war es „eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die anstrengendsten und schlimmsten 24 Stunden für uns beide“, sagte Anna Markfort nach der Zitterpartie in Cannes. Ihre Crew hatte sich als Dreizehnte nach der Hauptrunde nicht für das EM-Medaillenrennen qualifiziert.
Das Team ist die Basis
Die nationalen Rivalen Malte und Anastasiya Winkel (Schweriner Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein) dagegen waren als Zehnte nach zehn Rennen knapp ins Medaillenrennen eingezogen. So mussten Diesch/Markfort am Finaltag von der Terrasse des gastgebenden Yacht Club de Cannes aus zusehen, hoffen und bangen, was die Winkels aus ihrer Chance machen würden. EM-Platz acht hätte der Kieler Crew gereicht, um ihren Traum vom gemeinsamen Olympiastart als Segel- und Ehepaar zu verwirklichen. Doch Team Winkel konnte die Chance in den flauen Winden nicht nutzen, kam im Medaillenrennen nicht über Rang neun hinaus und blieb im Gesamtklassement auf Platz zehn.
Das sportlich und menschlich harte Ausscheidungsgefecht über drei Regatten und insgesamt 31 Rennen im Kampf um nur einen olympischen Startplatz pro Segeldisziplin ist damit im 470er-Mixed entschieden.
„Wir hatten mit einer spannenden Ausscheidung gerechnet. Wow, die hatten wir! Der Ursprung dafür ist die Weltklassetrainingsgruppe, die in Regie der Trainer Steve Lovegrove und Marek Chochian in den vergangenen drei Jahren enorm hart und erfolgreich gearbeitet hat. Wir freuen uns sehr für Simon und Anna. Und es tut uns leid für alle, die sich nicht durchsetzen konnten. Leider kann sich nur ein Team qualifizieren. Ich bin überzeugt, dass wir nun aufgrund der Leistungen aller eine sehr starke Crew für Olympia haben“, erklärte DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner.
Konstanz als Schlüssel zum Erfolg
Diesch/Markfort konnten sich in der dreiteiligen Ausscheidung mit 42:40 Punkten gegen Winkel/Winkel durchsetzen. In Cannes flossen nach dem Finale sowohl bei den Ausscheidungssiegern als auch bei den so knapp Geschlagenen die Tränen. „Auch, wenn ich manchmal vielleicht so tue: Ich bin nicht aus Stahl. Wir hatten uns am Ende der Ausscheidung selbst mit dem Rücken an die Wand gestellt. Natürlich sind auch bei mir etliche Tränen gekommen. Es ist eine Riesenerleichterung, dass wir gewinnen konnten“, sagte Simon Diesch nach der Entscheidung.
Weiter sagte der 29-Jährige, dessen Onkel und Vater Jörg und Eckart Diesch 1976 Olympia-Gold im Flying Dutchman gewonnen hatten: „Ich habe vor drei, vier Monaten gesagt, dass eine unserer größten Stärken unsere Konstanz ist. Nun war Konstanz gerade hier nicht ganz unsere Stärke, aber mit zwei vierten Plätzen bei den ersten beiden Ausscheidungsregatten schon. Malte und Anastasiya haben zwar in Palma eine Medaille geholt, hatten aber im Verlauf der Ausscheidung zwei Ausrutscher. Wir hatten einen. Das hat am Ende den Unterschied gemacht.“
Eine Olympia-Medaille ist das Ziel
In ihrer glücklichen Stunde der gelungenen Olympia-Qualifikation waren die Gedanken von Simon Diesch und Anna Markfort aber auch bei ihren geschlagenen Teamkameraden vom German Sailing Team. Simon Diesch: „Auf der einen Seite sind Träume geplatzt, das ist hart. Unsere Träume haben sich gleichzeitig realisiert.“ Anna Markfort sagte: „Alle in unserem Team haben alles geopfert für die Qualität, die wir in den letzten Jahren als 470er-Trainingsgruppe erreicht haben.“ Dafür sind Simon Diesch und Anna Markfort ihren Trainingskameraden dankbar.
Zu den Weggefährten in der deutschen Weltklasse-Trainingsgruppe zählen neben Malte und Anastasiya Winkel auch die 470er-Mixed-Weltmeister von 2022 Luise Wanser und Philipp Autenrieth sowie Theresa Löffler/Christopher Hoerr (Deutscher Touring Yacht-Club/Segel-Club Breitbrunn Chiemsee) und Theres Dahnke/Matti Cipra (Plauer Wassersportverein).
Beim ersten Blick voraus in Richtung Olympische Spiele, für die die offiziellen Nominierungen durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) noch ausstehen, sagte Simon Diesch mit Augenzwinkern: „Wir sind zuletzt oft genug Vierte gewesen. Wenn wir uns nicht zu den Medaillenkandidaten zählen würden, müssten wir uns jetzt zurückziehen. Das haben wir nicht vor.“
Die nationalen Ausscheidungsregatten sind in den Disziplinen ILCA 6, ILCA 7, Nacra 17, 49er, 49erFX, iQFOiL Frauen, iQFOiL Männer und 470er-Mixed beendet. Als letzte sind Deutschlands beste Kiter Jannis Maus (Cuxkiters) und Florian Gruber (NRV) sowie Kiterin Leonie Meyer (NRV) bei ihrer Weltmeisterschaft vom 14. bis 19. Mai in Hyères gefordert. Die offiziellen Olympia-Nominierungen der Seglerinnen und Segler durch den DOSB für Team D erfolgen im Juni.
Hier geht es zu den Ergebnissen der 470er-Mixed-Europameisterschaft: https://2024europeans.470.org/en/default/races/race-resultsall