Tinas Lutz/Susann Beucke (Prien/Strande)

Skiff Euro 04.08.2017

04.08.2017

49er, 49erFX und Nacra17 EM vor Kiel
49erFX: Lutz/Beucke holen erstes EM-Gold für Deutschland
Sturm-Taktik ala Tina Lutz: „Wer vorn segelt, hat mehr Zeit zum Aufrichten“

Der Bann ist gebrochen. Auf dem heimischen Revier in Kiel haben Tina Lutz/ Susann Beucke (Prien/ Strande) als erste deutsche 49er-FX-Crew EM-Gold gewonnen. Bei der gemeinsamen Europa-Meisterschaft der 49er, 49erFX und den full foilenden Nacra 17 gewannen Victoria Jurczok/ Anika Lorenz (Kiel) Bronze. Dazwischen schoben sich die Britinnen Charlotte Dobson/ Saskia Tidey.

Der Tag der Entscheidungen wartete mit starken Winden im Bereich der sechs Beaufort und Wellen auf. Auf den äußeren Regattabahnen wurde er zu stark, so dass die Rennen für die Gold-, Silber- und Bronzefleets der 49er und 49erFX wurden abgebrochen. Nur auf der Innenbahn „Hotel“ wurden die Medal Races für die Nacra17 (3 Medal Races) und 49erFX (schafften nur zwei Medal Races) gesegelt.

Noch bevor die 49er starten konnten, wurden alle wieder zurück in den Hafen beordert. „Der Wind war für die besten Segler in den Medal Races zunächst segelbar. Dann mussten wir aber alle zurückrufen. Die Sicherheit geht vor“, erklärte Marcus Spillane, Vorsitzender der Klassenvereinigung der 49er und Nacra17. Er freute sich über eine gelungene Europameisterschaft und bedankte sich bei den Organisatoren des Kieler Yacht-Clubs und des Norddeutschen Regatta Vereins für die professionelle Ausrichtung der Titelkämpfe und den reibungslosen Ablauf. „Es macht Spaß, hier in Kiel zu sein, und wir haben eine wirklich gute Regatta gehabt.“

49erFX (2 Medal Races):
Es war auch der Tag des Duells der deutschen 49erFX Seglerinnen. Tina Lutz/ Susann Beucke (Prien/Strande) und Victoria Jurczok/Anika Lorenz (Kiel) lieferten sich in der zweiten Wettfahrt ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Doch während Lutz/ Beucke ihre Starkwindstärke ausspielten, gingen Jurczok/ Lorenz baden. Frust auf der einen, Freude auf der anderen Seite. „Es war viel zu viel Wind“, ist das Fazit von Victoria Jurczok nach den zwei Rennen. Eine dritte wurde aufgrund des weiter zunehmenden Windes nicht mehr gestartet. Trotzdem sind sie über ihr bisheriges Abschneiden und den Bronzeplatz glücklich.

Ein drittes Rennen hätten auch Lutz/Beucke nach zwei hervorragenden Siegen nicht mehr segeln wollen. „Wir sind überrascht und überglücklich“, strahlen sie beiden, und Susann Beucke kann es noch gar nicht richtig glauben, dass sie sich nun Europameister nennen dürfen. „Es hackt aus allen Rohren“, hatte ihnen ihr Trainer gesagt. „Schlimmer als zur Kieler Woche kann es nicht sein“, hatten sie sich daraufhin überlegt. Sie segelten vorne weg, hatten keinen Vergleich zu der Konkurrenz. Tina Lutz gab die Strategie aus: Jeder kentert heute. Wenn wir vorne liegen, haben wie mehr Zeit zum Aufrichten. „Das hat den Druck rausgenommen“, erklärt Susann Beucke.

Silber sicherten sich Charlotte Dobson/ Saskia Tidey (Großbritannien). Weitere deutsche Platzierungen sind der 13. Platz für Jule und Lotta Görge (Kiel) und der 21. für Gwendal Lamay/ Luke Willim, die nun auch den Titel des Junioren-Europameisters innehaben. Sarah Roeck/Valentin Jell (Öhningen) landeten auf dem 52., Natsumi Ando/ Fenja Valentien (Kiel) auf dem 57.

49er (kein Medal Race):
„Wir haben alles erreicht, was wir uns vorgenommen haben“, sagen Jakob Meggendorfer/ Andreas Spranger (Bayerischer Yacht Club). Als Siebte sind sie die bestplatzierten Deutschen im Feld der 49er. Den EM-Titel holten sich Dylan Fletcher-Scott/ Stuart Bithell (Großbritannien) vor David Gilmour/ Joel Turner (Australien) und James Peters/ Fynn Sterritt (Großbritannien), ohne ein Medal Race gesegelt zu sein. Dies wurde aufgrund des starken Windes abgesagt. „Unser Ziel war es, ins Goldfleet zu kommen. Als wir als 16. drin waren, konnten wir ganz entspannt segeln, weil wir schon erreicht hatten, was wir wollten“, erklären Meggendorfer/Spranger ihr Erfolgskonzept. Tim Fischer/ Fabian Graf (Hamburg) landeten auf dem 19. Platz, Justus Schmidt/Max Boehme (Kiel) auf dem 25., Nils Carstensen/ Jan Frigge (Flensburg) auf dem 35., Max Stingele/ Linov Scheel (Kiel) auf dem 65., Jasper Steffen/ Tom Lennart (Schwedeneck) auf dem 72., Adrien-Paul Farien/ Mirco Klösel (Kiel) auf dem 78., Leon Severens/ Lukas Hesse (Württembergische Yacht-Club) auf dem 84., Bennet Steffens/ Moritz Block (Schwedeneck), 85. und Johannes Neumann/ Til Fernholz (Rahnsdorf) auf dem 87.

Full Foiler Nacra 17 (3 Medal Races):
Zehn Minuten, die den Seglern alles abfordern. Drei Rennen, dazwischen kaum Zeit, um sich zu erholen, und dann in kurzer Zeit alles geben beim Kampf um die Medaillen, wenn das Adrenalin durch die Adern pumpt. Das erste große Event im neuen Olympiazyklus war auch die erste Regatta für die Full Foiling Nacra17. Sie hat gezeigt, woran noch gearbeitet werden, was beim Bootshandling verbessert werden muss, und wer mit den neuen oder umgebauten Nacra17 am besten zurechtkommt.

Ruggero Tita/Caterina Banti (Italien) bewiesen, dass sie ihre Segeltaktik gut adaptiert haben. „Wir hatten einen schlechten Start im letzten Rennen, aber vorher gute drei Tage und sind froh, dass es gereicht hat“, freuen sich die neuen und ersten Europameister im Full Foiling Nacra17.

„Es war sehr viel Wind und harte Bedingungen. In der Welle zu foilen, war schwierig.“ Von Rennen zu Rennen haben sie immer weiter dazugelernt, vor allem mit Gennaker am Wind zu segeln, bedeutete für sie eine große Umstellung. „Es ist ein tolles Boot, und wir entdecken es jeden Tag neu“, erklärt Caterina Banti. „Ich bin vom 49er umgestiegen, um zu foilen. Das ist die Zukunft“, so Ruggero Tita.

Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer (Kiel) gaben den neunten Platz nicht mehr ab. Jan Hauke Erichsen/Ann Kristin Wedemeyer (Flensburg) schlossen die EM auf dem 18. Rang ab.

Narca 17 C-Foils:
Die Nacra17 C-Foils segelten außerhalb der Titelkämpfe und daher auch kein Medal Race. Nach zwölf Rennen konnten sich Pip Pietromonaco/Conor Nicholas (Australien) den Sieg sichern vor ihren Landsleuten Paul Darmanin/Lucy Copeland sowie Maxim Semenov/Alina Shchetinkina (Russland). Die deutschen Teams Tom Heinrich/Mathias Mollat (Kiel/Moss) reihten sich auf dem siebten und Stefan Rumpf/Anna Bettina Goos (Sylt) auf dem 16. Platz ein.

Alle Ergebnisse und weitere Informationen finden Sie unter:
Ergebnisse 49er und Nacra17