Travemünder Woche 22.07.2017
22.07.2017
Nasses Vergnügen für die Kielboot-Klassen
Nass war es am ersten Regattatag der Travemünder Woche für die Segler der seegehenden Yachten und der Trias. Der Himmel schüttete sich kräftig aus, und die flaue Brise konnte kaum für Trocknung sorgen. Dennoch gelang den Wettfahrtleitungen auf beiden Bahnen, das vorgesehene Programm durchzuziehen. Allerdings musste der Mittelstrecken-Kurs der Yachten um ein Drittel gekürzt werden. Die Trias segelten zwei Wettfahrten und sehen mit der Crew um Ben Uerlichs (Rursee) vorerst eine Nachwuchsmannschaft an der Spitze.
Trias
Vor 50 Jahren präsentierte sich die Dreimann-Kielboot-Klasse zum ersten Mal vor Travemünde. Damals sollte sich die Trias noch als olympische Disziplin empfehlen. Mit den olympischen Ehren hat es nicht geklappt, aber dem Revier an der Trave sind die Segler treu geblieben. Zum goldenen Travemünde-Jubiläum brachten die Trias, die sonst selten auf der Ostsee segeln, zehn Boote an den Start. Die erfahrenen Travemünde-Crews mussten sich zunächst aber dem Nachwuchs beugen. Ben Uerlichs/Nils Dauber/Markus Ludwigs vom Rursee segelten mit den Platzierungen 1 und 2 im Zwischenklassement auf den ersten Rang. Dabei ließ Ben Uerlichs auch seinen Vater Roderich hinter sich, der mit seiner Crew vorerst auf Platz sechs liegt. „Wir haben die Travemünder Woche schon zig-mal gewonnen. Jetzt ist mal die Jugend dran. Das ist okay“, sagte Vater Uerlichs. Allerdings schob er das eigene Abschneiden auch ein wenig auf den Wind: „Wir mögen es lieber, wenn es kräftig weht. Vielleicht bekommen wir ja noch unsere Chance.“ Ben Uerlichs ist allerdings auch schon sehr erfahren, war ehemals top im Piraten.
Am Abend zeigten sich die Trias auch noch dem Publikum an der Trave – bei den SAP Trave Races. Selbst bei schwachen Winden mit zwischenzeitlich nur einem Knoten konnten sich die Trias in voller Pracht mit Spinnaker präsentieren. Als Sieger dieses Rennens ging der Travemünder-Woche-Vorjahressieger Mathias Strang (Rursee) hervor. Er durfte mit seiner Crew eine Flasche Champus entgegennehmen.
Mittelstrecke Seebahn
Seebahn-Wettfahrtleiter Uwe Wenzel hatte für die Crews an der Startlinie ursprünglich einen Kurs von 32 Seemeilen Länge durch die Lübecker Bucht ausgelegt. Doch die Bedingungen zwangen ihn zu einer Verkürzung auf 22 Seemeilen. „Wir hatten am Anfang noch 14 Knoten Wind, dann ging er aber runter auf sieben“, berichtete Wenzel. Als die ersten Yachten bereits im Ziel waren, ging die Windstärke noch mal wieder etwas hoch, so dass auch die kleineren Yachten noch einen guten Zieldurchgang erlebten. Bei lauer Brise war es für die Crews ein feuchtes Vergnügen: „Der Regen kam früher als erwartet und setzte sich dann durch“, berichtete Carl-Peter Forster von der „Inschallah“. Die 41 -Fuß-Yacht konnte sich in ihrer Klasse (OSC V) nach gesegelter Zeit durchsetzen, lag berechnet aber auf Rang drei hinter der „Piranha“ von Christian Rönsch (Kiel) und der „Adamas“ von Jan Peters (Heiligenhafen).
Ähnlich erging es Christian Rosehr mit der „Pink X“ in der OSC IV. Die X35 war das erste Schiff im Ziel, lag nach berechneter Zeit aber hinter der „Patent 4“ von Steuermann Henning Tebbe, einer Italia 9.98. „Wir haben sehr konzentriert getrimmt und intensiv auf die Dreher reagiert. Als sich der Linksdreher durchsetzte, waren wir glücklicherweise nicht auf der falschen Seite. Aber die Italia-Yachten sind nach Berechnung kaum zu schlagen“, so Rosehr. Trotz intensiver Beobachtung des Feldes rutschte die „Pink X“ auch nach gesegelter Zeit zwischenzeitlich von der Top-Position ab, konnte dann aber im schwächer werdenden Wind die Spitze wieder erobern. „Wir sind zufrieden. Allerdings hätten wir gedacht, dass wir die Wettfahrt in kurzen Hosen segeln können. Dem war dann aber nicht so“, erklärte Rosehr mit dem Blick auf den Dauerregen.
In den weiteren Klassen setzten sich zwei Lübecker und eine Rostocker Crew an die Spitzen der Mittelstrecken-Regatta auf der Seebahn, die am Sonntag mit dem zweiten Rennen fortgesetzt wird. Die OSC I führt Stefan Bertram (Lübeck) mit der „Navi“ an, in der Gruppe II liegt Stefan Meining (Lübeck) mit der „Na und“ in Führung, und in der OSC III hat der Rostocker Georg Sichtling mit der „Taipan“ den Bug vorn.
Bildunterschriften (von oben)
Die Trias-Crew um Ben Uerlichs setzte sich an die Spitze der Dreimann-Kielbootklasse. Foto: Udo Ott/segel-bilder.de
Zum Start in das Mittelstrecken-Rennen waren die Bedingungen noch gut auf der Seebahn. Foto: segel-bilder.de
Volles Liga-Programm trotz schwieriger Winde
Nach einem komplizierten ersten Tag war der Ehrgeiz groß bei den Wettfahrtleitern der Segel-Bundesliga, das geplante Programm am zweiten Tag zügig durchzuziehen. Und es lief auch gut auf den beiden Bahnen dicht unter Land. Nur zum Abschluss brach der Wind komplett ein, und die 2. Bundesliga musste mit einem unvollständigen elften Flight in den Abend gehen. Am Sonntag soll es um 10 Uhr für die beiden Ligen weitergehen, an deren Spitzen vorerst der WV Hemelingen (1. Liga) und die SV Itzehoe (2. Liga) stehen.
Für Oliver Schwall, den Geschäftsführer der Konzeptwerft, die das Ligaformat vor fünf Jahren initiiert hat, ist Travemünde seit jeher das Lieblingsrevier. „Mit der Sponsorschaft durch SAP sowohl für die Liga als auch für die Travemünder Woche passt es einfach sehr gut. Das Setup passt zudem, Segeln und Zuschauen fügen sich hier zusammen.“ Travemünde habe sich in den vergangenen Jahren als Forschungs- und Entwicklungslabor in Sachen Medialisierung etabliert. Viele Erkenntnisse von hier sind in die Segel-Übertragungen bei anderen Meisterschaften eingeflossen. Und Travemünde sei auch ein sehr gutes Revier.
Diesen Ruf blieb Travemünde an den beiden ersten Tagen nur auf den ersten Blick etwas schuldig. Die Winde waren zwar schwierig, dennoch gelang ein pralles Wettfahrtprogramm auf beiden Kursen. Die Spitzen der beiden Ligen sind dabei sehr gemischt durch Nord- und Südklubs. Der WV Hemelingen aus Bremen wird in der 1. Liga verfolgt vom amtierenden Deutschen Meister, dem Deutschen Touring Yacht-Club (Tutzing), und dem Potsdamer YC. In der 2. Liga muss sich die SV Itzehoe am finalen Tag der Angriffe durch den Bodensee-YC aus Überlingen und den Schlei SC erwehren.
Bildunterschrift: Die Segelbundesligen konnten vor Travemünde ein volles Programm segeln. Foto: Udo Ott/segel-bilder.de
Bange Minuten bei der Vermessung der Optimisten
Vor dem Segeln steht die Kontrolle. Zum Auftakt der Deutschen Jugend- und Jüngstenmeisterschaften im Rahmen der Travemünder Woche gilt es, die Boote auf ihren ordnungsgemäßen Zustand zu überprüfen: Bei den Optimisten heißt das, dass 210 Dinghis der Nachwuchsseglern im Alter zwischen acht und fünfzehn Jahren zu vermessen sind. Dafür stehen insgesamt 14 Vermesser zur Verfügung, die heute und morgen die Aufgabe haben, die Boote auf ihre Maße sowie Sicherheitsstandards zu checken.
Der Grünstrand der Travemünder Woche ist der Ort des Geschehens. Ab 9 Uhr sind die 14 Vermesser im Einsatz, und die Jüngsten unter den Seglern stecken in leichter Nervosität, ob ihr Boote glimpflich durch die Kontrollen kommen oder ob noch Änderungen gemacht und mögliche Fehler behoben werden müssen. Alle teilnehmenden Bootsklassen an den Internationalen Deutschen Jugend- und Jüngstenmeisterschaften (IDJM und IDJüM) müssen diesen Prozess durchlaufen, um überhaupt an den Meisterschaften teilnehmen zu können. Und vor allem bei den kleinsten Starten, den Optimisten, ist die Vermessung besonders spannend: Das Regelwerk ist eng, die Bootsbauer sind zahlreich und die Teilnehmeranzahl von 210 Booten ist sehr groß. Zudem umfasst das Regattafeld der Optis neben den nationalen Teilnehmern auch internationale Sportler – u. a. aus Brasilien, Australien, Frankreich und Mexiko. „Ziel ist es, einen Opti in einer Zeit von einer Minute und zehn Sekunden komplett zu kontrollieren“, so Vermesser Christian Krause. „Die Voraussetzungen sind jedoch nicht die besten, da in dem Vermessungszelt, in dem die Prüfung der Optimisten stattfindet, parallel die Vermessung zwei weiterer Bootsklassen vollzogen wird.“
Hintergrund der Kontrollvermessungen liegt darin, die Einheitlichkeit zu gewährleisten, sodass die Boote unter gleichen Bedingungen an den Start gehen. Aber es gibt auch andere Aspekt.
Alle Einzelteile des Bootes, die als Einstiegsklasse in den Regattasport dient, werden an separaten Stationen im und vor dem Vermessungszelt der Travemünder Woche beim Grünstrand geprüft. So darf der Rumpf zum Beispiel in dem ersten Drittel keine Werbung enthalten – Ausnahme ist eine kleine Fläche an Backboard, auf der das Veranstaltungslogo angebracht werden darf. Auf dem Segel darf, neben dem Optimisten-Logo, lediglich eine weitere Farbe und nichts weiter als die Landeskennung und die Segelnummer zu sehen sein. Sicherheitsrelevant ist, dass die Lufttanks keine offenen Nähte oder poröse Stellen haben, um nicht ihre Funktionsfähigkeit bei einer möglichen Kenterung zu verlieren. Zudem wird geprüft, ob die Schwimmwesten der Kinder eine angebundene Pfeife besitzen und Pütz und Praddel mit Sicherungsleine versehen sind. Auf korrekte Vermessungsmaße werden zum Beispiel Schwert, Ruder und Spriet überprüft. Sobald die Teile die jeweilige Prüfung bestanden haben, bekommen sie einen Kontrollaufkleber. In den meisten Fällen kommen die Nachwuchssegler mit ihren Optimisten gut durch die Kontrolle. Und sollte es doch Probleme geben oder Veränderungen müssen gemacht werden, ist noch genug Zeit, um diese durchzuführen. Ein häufig auftretendes Problem ist die sogenannte „Affenschaukel“ am Baum. Sie soll die Kräfte der Schot auf das Aluminiumgestänge verteilen. Hängt die Schaukel aber zu tief, wird sie zum Risikofaktor. Die Sportler könnten beim Manöver in ihr hängen bleiben und somit kentern.
„Kinder sollen in der Regel bei der Vermessung alleine ohne Eltern antreten. Ziel ist es, die Selbständigkeit zu fördern“, so Krause, der seit zwei Jahren das Amt des Vermessers ausübt. Bereits bei der Vorbereitung zur Kontrollvermessung konnte beobachtet werden, dass einige Kinder diese Vorbereitungsmaßnahmen eigenverantwortlich übernehmen. Sie wissen genau, was zu tun und zu machen ist, worauf es ankommt, um mit einem sicheren Gefühl zu der Vermessung zu gehen. Eine leichte Nervosität gehört dennoch dazu. So auch bei Nachwuchsseglerin Ella Sofia Rissanen: „Vielleicht ist etwas falsch, zum Beispiel, wenn die Segel-Nummer nicht richtig aufgeklebt ist“, so die 13-Jährige. „Es ist aber nicht sehr schlimm, denn an der Regatta kann ich trotzdem teilnehmen. Aber es kostet Zeit“, fügte sie hinzu. Für Ella ist es die erste Kontrollvermessung ihres Optis in diesem Umfang. Bei vorigen Vermessungen bei anderen Regatten wurden lediglich das Schwert, das Segel sowie das Ruder geprüft. Diese umfangreiche Vermessung gibt es nur bei der IDJM und der IDJüM sowie bei den Ausscheidungen zur Welt- und Europameisterschaft.
Bildunterschriften: In Schlangen standen die Optimisten-Segler zur Vermessung an. Die Details der Optis, wie die Affenschaukel wurden intensiv kontrolliert. Vermesser Christian Krause bestätigt am Ende der Prozedur die Ordnungsmäßigkeit des Bootes. Fotos: Anika Pohlenz
Das Segel-Programm für Sonntag
vorauss. 10 Uhr: Mittelstrecken-Regatta der seegehenden Yachten
vorauss. 11 Uhr: 1. und 2. Segelbundesliga (SAP Media Race Course)
vorauss. 11 Uhr: Trias (Seebahn)
Ergebnisse
Seebahn Mittelstrecke (erstes von zwei Rennen)
OSC I
1. „Navi“ Stefan Bertram (Lübeck), 2. „Geronimo“, Eckhard Schmelzer
OSC II
1. „Na und“, Stefan Meining (Lübeck), 2. „Matrix“, Andreas Laufkötter, 3. „Aramis“, Volker Schenk (Lübeck), 4. „Brasso“, Jonas Franke, 5. „Greta“, Thomas Jänicke-Klingenberg (Berlin), 6. „Husky“, Hasso Hoffmeister (Bullenhausen)
OSC III
1. „Taipan“, Georg Sichtling (Rostock), 2. „Celestine“, Andreas Peschlow (Berlin ), 3. „Nossa“, Holger Hagemeister (Zarpen)
OSC IV
1. „Patent 4“, Henning Tebbe (Hamburg), 2. „Pink X“, Christian Rosehr (Lübeck), 3. „Feinschliff“, Hanno Zimmermann (Lübeck), 4. „Hot, Wet and Sixty“, Dirk Lohmann (Hamburg), 5. „Pepper and Salt“, Björn Carstensen (Scharbeutz), 6. „Milou“, Bernd Petrick (Niendorf)
OSC V
1. „Piranha“, Christian Rönsch (Kiel), „Adamas“, 2. Jan Peters (Heiligenhafen), 3. „Inschallah“, Carl-Peter Forster (Hamburg), 4. „Xenie“, Christian Ahrendt (Berlin), 5. „Claxpax“, Klaus Schütte (Lübeck), 6. „Nerorossovento“, Andreas Hundsdörfer (Hamburg)
Trias (nach zwei Wettfahrten)
1. Ben Uerlichs, Markus Ludwigs, Nils Dauber (Rursee, 1.0 2.0) 3.0, 2. Mathias Strang, Sascha Broy, Christoph Kemmer (Rursee, 2.0 3.0) 5.0, 3. Erwin Billig, Ralph Bergner, Christa Meili (Rursee, 5.0 1.0) 6.0, 4. Ricardo Fattorini, Reto Fattorini, Peter Bischof (Schweiz, 3.0 5.0) 8.0, 5. Wolfgang Mohr, Dieter Kulcsar, Klaus Späth (Reichenau, 7.0 4.0) 11.0, 6. Roderich Uerlichs, Michael Bünten, Franz Stoffels (Rursee, 4.0 7.0) 11.0
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