Der Drachen, der aus der Tiefe kam

Der Drachen GER 942, der aus der Tiefe kam

Es ist später Nachmittag auf Bahn Golf der Travemünder Woche. Die Segler haben die Regattabahn bereits verlassen, ein graues Motorboot hat Stellung bezogen, als es an der Wasseroberfläche vor der Brodtener Steilküste zu sprudeln beginnt. Ein roter Luftsack ploppt aus dem Grau ans Licht, es folgt eine Mastspitze. Langsam heben sich Rigg und Segel: Ein „D“ wird sichtbar, die Nationen-Kennung „GER“ und schließlich die Segelnummer „942“. Taucher in Neoprenanzügen umkreiseln das Segel, rufen Kommandos zum grauen Motorboot hinüber. Der Rumpf des auftauchenden Bootes bleibt knapp unter der Wasseroberfläche. Ein Tau wird herübergeworfen, und die Yacht vom Motorboot in Schlepp genommen.
https://youtu.be/FScRsiylEK8

Was wie eine Szene aus einem Agenten-Thriller wirkt, ist die Bergungsaktion der gemeinnützigen Organisation Sea Shepherd, der Initiative zum Schutz der marinen Ökosysteme. Gesteuert wird die Aktion von der „Triton“, dem 23 Meter langen Flaggschiff der Organisation, das im vergangenen Jahr von der Royal Police of Gibraltar übernommen worden ist. Zur Travemünder Woche ist die Crew der Baltic Sea Campaign mit der „Triton“ vor Ort. In den vergangenen Wochen hat Sea Shepherd in Küstennähe Geisternetze aufgespürt und geborgen. Mehr als 1.000 Kilogramm alter Fischereiausrüstung konnte so aus der Ostsee entfernt werden. Nun ist den Meeresschützer der „dickste Fang“ gelungen.

Mit ihrer „Triton“ und dem kompletten Taucher-Equipment war Sea Shepherd zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Am Dienstag der Travemünder Woche hatte es eine Crew der Internationalen Deutschen Meisterschaft der Drachen-Klasse in einer stürmischen Böe auf die Seite geworfen. Das Wasser schoss so schnell ins Cockpit, dass die Yacht nicht zu halten war und unterging. Während die Crew unverletzt von einem Rettungsboot des THW aufgenommen wurde, sank der Drachen auf 14 Meter Tiefe. „Wir wurden gefragt, ob wir in der Lage sind, das Boote zu bergen“, berichtet Florian Stadler, Kampagnenleiter bei Sea Shepherd. Obwohl die Organisation nicht auf Bergung von Booten spezialisiert ist, traute sie sich das zu: „Wir haben das als gute Übungseinheit für unsere Taucher angesehen“, so Stadler. Als dann das grüne Licht vom Drachen-Eigner zur Bergung kam, ging es los.

„Aufgrund der Positionsdaten, die wir vom THW hatten, haben wir unter Einberechnung von Wind und Wellen, die den Havaristen vertrieben haben könnten, mit einem Scan des Meeresgrundes nach dem Boot gesucht und es dann nach einer Stunde auch gefunden. Das Boot stand aufrecht auf dem Grund, die Mastspitze war nur wenige Meter unter der Wasseroberfläche“, berichtete Stadler. Nach der Inspektion der Situation unter Wasser wurde ein Bergungsplan entworfen. Gurte wurden um den Drachen gelegt, Hebesäcke eng am Rumpf und am Rigg befestigt. Insgesamt 30 Säcke mit einer Hebekraft von 2500 kg wurden unter Wasser mit Luft gefüllt und sorgten schließlich dafür, dass sich neun Meter lange Langkieler anhob und auftauchte.

Stadler: „Als wir es so weit raus hatten, dass wir es schleppen konnten, haben wir das Boot mit flatternden Segeln zum Hafen gezogen.“ Dort wurde der Drachen an den Kranhaken gehängt, leergepumpt und dann im wieder schwimmfähigen Zustand und ohne sichtbare Beschädigungen an einen Bekannten des Eigners übergeben. Da sich Sea Shepherd ausschließlich über Spenden finanziert, wird es für die Bergungsaktion keine Rechnung geben. Die Aufmerksamkeit hat die Organisation aber auf sich gezogen und will es mit einem Open Ship der „Triton“ auch noch zum TW-Finale fortsetzen. Am Standort an der Autofähre auf dem Priwall wird Sea Shepherd von 10 Uhr bis 18 Uhr die Möglichkeiten der Meeresretter präsentieren.


Infos zu Sea Shepherd

Video zur Bergung des Drachen



Bildunterschriften:

Die Meeresschützer von Sea Shepherd brachten sich mit ihren Möglichkeiten bei der Bergung eines havarierten Drachen ein und hoben das Boot aus 14 Meter Tiefe. Foto: Katie Maehler/Sea Shepherd
Radeln für die Nachhaltigkeit Die Travemünder Woche setzt auf mehr Nachhaltigkeit bei der Veranstaltung. Auf Bootsaufkleber, Printprodukte und Plastikgeschirr wird zum Beispiel verzichtet. Daneben ist bereits der Startschuss gefallen, um sich als nachhaltige Veranstaltung zertifizieren zu lassen. Erstmals kommt im Fahrzeug-Pool des TW-Fahrdienstes auch ein E-Bike mit Anhänger zum Einsatz.
 „Ich denke schon seit Jahren, dass unsere Wagenflotte nicht für jede Gelegenheit praktisch und nur bedingt ökologisch ist, und habe deshalb bei den Organisatoren der Travemünder Woche die Idee eines Fahrrades mit Anhänger angeregt“, erzählt Stefan Goes, der sich als ehrenamtlicher TW-Helfer um den Fahrdienst kümmert. „Manager Car Pool/VIP-Support“ lautet seine Tätigkeitsbezeichnung während der TW. Vier Autos des Autohaus Hansa in Lübeck und nun auch ein E-Bike mit Anhänger gehören zu seiner TW-Flotte.

„Wir fahren von der Cola-Dose bis zur Verbandspräsidentin alles“, umschreibt er die Aufgaben seiner Teams. Im eigenen Firmenbetrieb nutze er schon seit Längerem ein Fahrrad mit einem Anhänger. Das hätte sich sehr bewährt. Deshalb freue er sich, dass er zur Fahrzeugflotte der Travemünder Woche nun auch ein robuster Fahrradanhänger der Münchner Firma „Hinterher“ und ein E-Bike zählen. Den Hänger mit Platz für zwei Euro-Boxen haben die Veranstalter gekauft, das Fahrrad vom Unternehmen „Cult.Bike“ in Lübeck gemietet.

„Wir haben uns für ein E-Bike entschieden, um die Fahrer beim Gepäcktransport zu entlasten. Die tolle Optik des Bikes mit dicken Reifen für anspruchsvolles Gelände motiviert zum Benutzen. Man merkt beim Fahren, dass es vom italienischen Motorradhersteller ‚Fantic‘ kommt. Meine Fahrer finden das natürlich klasse“, sagt Goes.

Bislang sei das Fahrrad gut angenommen und genutzt worden. „Als am Grünstrand das Signalhorn versagt hat, war schneller Ersatz nötig. Das ging zum Beispiel mit dem Fahrrad am besten. Und auch beim Sponsorenfrühstück kam das E-Bike zum Einsatz, als Transportmittel für Roll-ups, den LYC-Stander und Marzipan“, zählt TW-Fahrdienst-Leiter Stefan Goes auf.

Nach der Travemünder Woche soll ausgewertet werden, wie oft das Gespann genutzt wurde und wofür es am sinnvollsten einsetzbar ist. Im kommenden Jahr soll das umweltfreundliche Transportmittel erneut getestet werden.
 
Bildunterschriften:

Das langjährige Teammitglied Bent Steinbrecher fährt LYC-Stander zum Sponsorenfrühstück. Foto: Stefan Goes

Als am Grünstrand das Signalhorn ausfiel, wurde schnell Ersatz mit dem neuen E-Bike-Gespann geliefert. Foto: Stefan Goes
Programm Travemünder Woche
Segelprogramm Sonntag, 30. Juli

11:00 Uhr: Int. Deutsche Meisterschaft Seesegeln Double Handed (Tag 4/4)
11:00 Uhr: Erste und Zweite Segel-Bundesliga (Tag 3/3)
11:00 Uhr: Mittelstrecken-Regatta Seesegeln (Tag 2/2)
ca. 17:00 Uhr: Trave Race: Khulula Opti




Festivalprogramm Sonntag, 30. Juli

14:00 Uhr: Duncan Townsend (König Pilsener Bühne)
16:30 Uhr: Rossi & Offel (König Pilsener Bühne)
17:00 Uhr: Classical Beat Hip Hop Edition (Beach Bay)
18:30 Uhr: Blues (Tanzpalast Fährplatz)
19:00 Uhr: planetbodo (DJ-Set) (Beach Bay)
19:00 Uhr: Meny Wappler Swingtett (Gipsy Village)
19:30 Uhr: Blues Tanzparty (Tanzpalast Fährplatz)
19:30 Uhr: Jeden Tag Silvester (König Pilsener Bühne)
19:45 Uhr: Nicholas Thayer x Immortal Onion (Beach Bay)
20:00 Uhr: Classical Beat – X-Arts Visual Party (Beach Bay Dome)
21:00 Uhr: Illumination Passat (Travepromenade / Beach Bay)
21:45 Uhr: Thys (DJ-Set) (Beach Bay)
22:45 Uhr: Höhenfeuerwerk mit Musik (Nordermole)

Impressum
Travemünder Woche gGmbH
Am Leuchtenfeld 4
D-23570 Travemünde

Pressesprecher:
Ralf Abratis
Email: media@travemuender-woche.de