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50 Jahre Olympia Kiel & GIDJM 2022

50 Jahre Olympia & GIDJM

Ein halbes Dutzend kann schon vom Titel träumen

Ein Wettfahrtprogramm im Akkord und Spitzenreiter im Rekordtempo: Am vierten Tag der Gemeinsamen Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaften (GIDJM) knüpfen Regattaorganisatoren und Segler nahtlos dort an, wo sie am Sonntag aufgehört haben. Damit haben einen Tag vor Abschluss der Titelkämpfe in neun Meisterschaftsklassen sechs Spitzenreiter die Hand schon fast am Gold und können wohl nur noch durch technischen Defekt oder eigene Fehler vom Triumph abgehalten werden. Für den Finaltag sind zwar schwache Winde prognostiziert. Aber mit insgesamt 114 bereits absolvierten Rennen können die Teams um den Obersten Wettfahrtleiter Fabian Bach ganz entspannt auf den Abschluss der GIDJM blicken.
Optimist
Plötzlich springt das Tor zu einer deutschen Opti-Medaille weit auf. An einem Tag, der mit rabenschwarzen Ergebnissen für den bisher drittplatzierten Belgier Vic Rossel endete, nutzte Levian Büscher (Düsseldorf) die Chance, um sich auf den Bronzerang zu schieben. Ein zweiter Rang zum Abschluss dürfte ihn sogar entspannt in das Finale gehen lassen. Da nach vorn nichts mehr geht, kann er sich ganz darauf konzentrieren, den Podiumsplatz gegen den Norweger Martinius Hopstock abzusichern. Überraschende Schwäche zeigte der topplatzierte Schwede Henric Wigforss, der mit einem 20. Platz einen großen Patzer einfuhr. Aus der Titelspur bringt ihn das allerdings nicht. Seine Führung vor dem Dänen Frederic Dam Hastrup ist weiterhin komfortabel.
Am vorletzten Tag eroberte Levian Büscher einen Podiumsplatz und hat nun gute Chancen auf Bronze. Foto: Sascha Klahn
Teeny
Im Hafenrennen um den besten Platz an der Rampe sind Jona Lotta Hahn/Svea van Raden sehr zurückhaltend und lassen der Konkurrenz den Vortritt. Auf der Regattabahn ist das Duo vom SV Speichersee Emsland dagegen mit dem nötigen Biss unterwegs. Ein 15-Punkte-Polster vor den Verfolgern Niko Becker/Timo Orth (Berlin) und der weiteren eng gestaffelten Flotte lässt sie locker auf die beiden verbleibenden Rennen schauen: „Wir denken schon, dass es klappen sollte. Wir werden versuchen, gute Starts zu fahren und dann zu verteidigen“, sagt Steuerfrau Jona Lotta Hahn. Etwas skeptisch bleibt Vorschoterin Svea van Raden mit Blick auf die Wetterprognose: „Mehr Wind würde uns besser gefallen.“
ILCA 4
Leif Lüders (Kiel) ist auf dem besten Wege seine offene Rechnung mit der Deutschen Jugendmeisterschaft der ILCA 4 zu begleichen: „Im letzten Jahr war ich bis zum letzten Tag Zweiter und bin dann noch auf Rang acht abgerutscht. Deshalb will ich in diesem Jahr auf jeden Fall Vize werden.“ Seine Hoffnungen kann er sogar noch übertreffen. Vor dem Finaltag hat der Mann im Gelb seinen Vorsprung auf seinen verfolgenden Clubkameraden Tom Struve sowie den Berliner Franz Lasch und Mirja Dohle (Grossenheidorn) als bestem Mädchen auf dem Kurs deutlich ausgebaut. „Ich werde mein Bestes probieren und nicht auf die Konkurrenz achten. Leider ist für morgen wenig Wind angesagt. Das passt mir nicht so“, erklärte Lüders.
Als bestes Mädchen in der Ilca 4 ist Mirja Dohle dicht dran an den Podiumsplätzen. Foto: segel-bilder.de
ILCA 6
Wäre er Radfahrer, hätte er sich inzwischen wohl den Beinamen „der Kannibale“ verdient. Wie einst Eddy Merckx auf dem Rad lässt Ole Schweckendiek im ILCA 6 der Konkurrenz der GIDJM keine Chance für Achtungserfolge. Fast! In der letzten Tageswettfahrt, der insgesamt zwölften in der der Serie, ging der Kieler erstmals nicht als Sieger durchs Ziel. Der Kieler Internatsschüler Willy Sörensen durfte jubeln und schob sich durch den Tagessieg auf Platz drei der Gesamtwertung. Die Vergabe der Medaille scheint damit schon fast geklärt. Nur einmal muss Schweckendiek sein Boot in den beiden ausstehenden Wettfahrten noch ins Ziel bringen. Für den Titelgewinn würde ihm dabei der 29. Platz reichen. Auch dahinter sind die Abstände groß, so dass der Hamburger Paul Porthun Platz zwei vor Willy Sörensen sicher haben sollte.
Einen Tagessieg konnte Willy Sörensen dem IDJM-Dominator abjagen. Damit schob sich der Kieler Internatsschüler auf Rang drei. Foto: Sascha Klahn
Europe
Wechselspiel an der Spitze bei den Europes. Im Duell der beiden Segler von der SV Hüde (Dümmer) hat sich Larson Schütze im achten Rennen an der seit der ersten Wettfahrt führenden Antonia Richter vorbeigeschoben. Doch in der neunten Wettfahrt schlug seine Clubkameradin zurück, eroberte wieder Platz eins in der Gesamtwertung. Zwei Punkte trennen die beiden vor dem IDJM-Abschluss. „Es wird auf jeden Fall sehr spannend“, sagte Larson Schütze ausgepumpt im Ziel. „Ich werde noch mal versuchen, Druck aufzubauen. Aber Antonia hat sich in den letzten Monaten stark verbessert, segelt seit dem Medaillengewinn bei der Europameisterschaft mit viel Selbstvertrauen.“ Und die Windvorhersage spielt ihm nicht in die Karten: „Für mich ist alles oberhalb von zwölf Knoten gut, so dass man ordentlich pumpen kann.“ Der Hamburger Nils Wittich strebt dem Gewinn der Bronzemedaille entgegen.
29er
„Endlich haben wir unsere Speedprobleme auf dem Vormwindkurs in den Griff bekommen.“ Carl Krause freute sich, am vierten Wettfahrttag mit Vorschoter Max Georgi in die Erfolgsspur zurückgefunden zu haben. Mit zwei Tagessiegen, einem zweiten und einem vierten Platz konnte das Rostocker Duo den Abstand zu den führenden Brüdern Anton und Johann Sach (Lübeck) zwar leicht verkürzen, ist aber realistisch genug, um sich keine Hoffnungen mehr auf den Titel zu machen. „Dazu sind die beiden zu weit weg. Wir hoffen, dass morgen noch mal genug Wind zum Segeln kommt. Dann wollen wir noch mal alles zeigen – am liebsten so wie heute in den beiden letzten Rennen. Aber realistisch bleibt es der Silberrang“, so Krause. Der Abstand zu den Sach-Brüdern beträgt 18 Punkte. Von den drittplatzierten Moritz Wagner/Ole Guntermann (München) droht bei einem Punkte-Delta von 37 Zählern allerdings keine Gefahr mehr.
420er
Als Sieger der Kieler Woche waren Leonard von Holtum/Josh Berktold mit klaren Titelambitionen nach Kiel gereist. Doch bei zwei noch ausstehenden Rennen müssen die Essener die Überlegenheit der Berliner Johann Emmer/Jannis Liebig anerkennen. „Die beiden haben es fett verdient, haben einen großen Vorsprung rausgefahren. Der Sieg ist für uns außer Reichweite. Jetzt geht es darum, Silber abzusichern“, sagt Leonard von Holtum. Er trauerte ein paar verlorenen Punkten in der letzten Tageswettfahrt hinterher: „Wir waren in einer Spitzengruppe von sechs Boote. Es ging nur um wenige Meter, leider sind wir nur Fünfter geworden.“ Emmer/Liebig verbuchten den Sieg – den inzwischen siebten zur IDJM. Sie nehmen nun Anlauf auf Gold. Von Holtum/Berktold werden sich noch auf einen engen Fight mit den Dritten, Jesper Fleischer/Theo Gnass (Wiesbaden), und den Vierten, Lysander Winter/Constantin Bötsch (Hamburg), einstellen müssen.
Hier führen Leonard von Holtum/Josh Berktold das 420er-Feld zwar an, wissen aber, dass Gold weg ist. Foto: segel-bilder.de
Pirat
Mit durchwachsenen Gefühlen kehrten die Führenden der Piraten, Mia Sophie Aldag/Johan Rohner (Hamburg/Berlin), vom Wasser zurück. Einem ersten und zweiten Platz folgte ein achter Rang. Der zwischenzeitlich angewachsene Vorsprung vor Lissa Müncheberg/Charlotte Meyer (Rostock/Ribnitz) schmolz damit wieder zusammen. „Die ersten beiden Wettfahrten lief es richtig gut. Danach nahm der Wind zu und man konnte merken, dass uns bei unserer ersten gemeinsamen Regatta noch die Abstimmung fehlt“, sagte Mia Sophie Aldag. Entsprechend sind die Windwünsche bei ihrem Vorschoter für Dienstag: „Am liebsten so wenig, dass gar nichts mehr geht. In jedem Fall liegt uns wenig Wind mehr.“ Auf jeden Fall geht es nur noch um Gold oder Silber. Die drittplatzierten Aike Braje/Marie Luise Bark (Münster/Güstrow) sind schon zu weit weg, um in den Titelkampf einzugreifen.
Aus dem breiten Feld der Piraten haben sich zwei Mannschaften für den Titelkampf herauskristallisiert. Foto: segel-bilder.de
Open Windfoil
Den größten Schritt in Richtung Meisterschaft hat Jakob Ditzen noch am Sonntagabend unternommen. Seinem Protest gegen eine nichtstreichbare Frühstart-Disqualifikation im sechsten Rennen wurde von der Jury stattgegeben. Danach legte der Berliner Surfer auf der Regattabahn nach, fuhr weitere Siege ein. Die Surfer legten am Abend noch eine Sonderschicht ein, nutzten den guten Wind, um ein paar Wettfahrtausfälle aufzuholen. Nach vorerst 15 Wettfahrten mit drei Streichresultaten bringt Ditzen ausschließlich erste und zweite Plätze in die Wertung ein, führt deutlich vor seinem Clubkameraden Elias von Maydell und dem Kieler Meno Büchler. Sophia Meyer (Berlin) etabliert sich in der männlich dominierten Konkurrenz auf Platz fünf.
Jakob Ditzen legte nach einer erfolgreichen Protestverhandlung auch auf dem Wasser nach und surft Richtung Titel. Foto: Sascha Klahn
Text: Hermann Hell
 

Der Regatta-Plan:

 

GIDJM

Klassen: Optimist, ILCA 4, ILCA 6, Europe, Teeny, 29er, 420er, Pirat, Open Windfoil Youth.
  • Mittwoch, 10. August, und Donnerstag, 11. August: Vermessung.
  • Freitag, 12. August, bis Dienstag, 16. August: Wettfahrten
  • Dienstag, 16. August 16:00 Uhr: Siegerehrung
 

50 Jahre Olympia vor Kiel-Schilksee:

Klassen: Drachen (Ranglisten-Regatta/ 8 Wettfahrten), Flying Dutchman (IDM/ 7 Wettfahrten), Star (North European Championship/ 6 Wettfahrten), Tempest (WM/ 9 Wettfahrten).
  • Montag, 15. August: Vermessung:  Tempest
  • Dienstag, 16. August: Practice Race: Tempest
  • Mittwoch, 17. August: Vermessung: Star; Wettfahrten: Tempest – 11:00 Uhr erster Start
  • Donnerstag, 18. August: Wettfahrten: Tempest, Drachen
  • Freitag, 19. August: Wettfahrten: Tempest, Star, Drachen, Flying Dutchman; 18:00 Uhr: Eröffnungsfeier
  • Samstag, 20. August: Wettfahrten: Tempest, Star, Drachen, Flying Dutchman
  • Sonntag, 21. August: Wettfahrten: Tempest, Star, Drachen, Flying Dutchman – danach: Siegerehrungen
Streicher:
FD-IDM: ab fünf Wettfahrten ein Streicher;
Tempest-WM: ab fünf Wettfahrten ein Streicher, ab acht Wettfahrten zwei Streicher;
Drachen, Star: ab drei Wettfahrten ein Streicher.
 
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Kieler Yacht-Club e.V.
Kiellinie 70, 24105 Kiel
 
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Mail: 50jahreolympiakiel@kyc.de
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50 Jahre Olympia Kiel

50 Jahre Olympia Kiel

 

Ausscheidung verloren, Gold gewonnen

Wettfahrtleitung statt Soling: Klaus Schäfers erinnert sich an die olympischen Segelwettkämpfe von 1972 vor Kiel
Die Ausscheidung haben die Berliner verloren, doch die Olympischen Spiele in Kiel haben sie dennoch aktiv miterlebt. Zwar nicht in ihrem Soling, dafür auf einem Landungsboot und einer Barkasse der Deutschen Marine. Dabeisein war eben schon immer alles. Die deutschen Soling-Segler Klaus Schäfers und Thomas Lutterbeck waren im Wettfahrtteam vom Verein Seglerhaus am Wannsee auf der Bahn Bravo im Einsatz. Und am Ende gab es sogar eine ganz besondere Goldmedaille. 50 Jahre nach den olympischen Segelwettkämpfen vor Kiel werden Erinnerungen wach, denn vom 10. bis 21. August verbindet Kiel die Zukunft mit der Historie. Den Segel-Auftakt machen die Gemeinsamen Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaften (GIDJM, zwölf Klassen) vom 10. bis 16. August, bevor vom 17. bis 21. August die sechs olympischen Klassen von 1972 zeitlich gestaffelt zum Revival an den Start gehe. Mit zahlreichen weiteren Veranstaltungen an Land und auf dem Wasser feiert Kiel vom 6. August bis 8. September das Jubiläum.
Die Goldmedaillen für die Ehrenamtler des VSaW 1972.
Rückblick: Die zehn besten deutschen Solings traten vor Kiel zur letzten Qualifikationsserie für die Olympischen Spiele 1972 auf dem olympischen Revier in Schilksee an. Am Ende hatten die Bayern Norbert Wagner/Hans-Joachim Berndt/Friedrich May den Bug vorn, vertraten die Bundesrepublik Deutschland im Dreimann-Kielboot und belegten Rang elf bei 26 Startern. Neun weitere deutsche Crews hatten in der Qualifikation das Nachsehen. Darunter auch die Berliner Klaus Schäfers/Thomas Lutterbeck/Mathias Fiedler vom Verein Seglerhaus am Wannsee (VSaW). Dennoch haben Schäfers und Lutterbeck die Olympischen Spiele in Kiel miterlebt – als Mitglied im Wettfahrtteam des VSaW.
„Das war ein sehr schönes Erlebnis“, erinnert sich der 83-jährige Schäfers an die Olympischen Spiele von 1972 in Kiel. Allein die Eröffnungsfeier sei ein sensationelles Erlebnis gewesen, so der ehemalige Augenoptiker. Das Militärorchester sei voranmarschiert, und die Aktiven tanzten zu den Rhythmen fröhlich durcheinander. „Alle strahlten“, erinnert sich Schäfers, der gemeinsam mit seinem Soling-Mittelmann Thomas Lutterbeck und dessen Mutter Edith Lutterbeck zu den letzten noch Lebenden aus dem VSaW-Wettfahrtteam von 1972 gehört.
Klaus Schäfers (heute 83 Jahre) erinnert sich gern an die Olympischen Spiele 1972.
Rund 20 Personen gehörten dem Berliner Team auf Bahn Bravo an, in dem die Aufgaben genau verteilt waren: Die Frauen führten das Protokoll und die Zieldurchgangslisten. „Es war der wahre Horror, die Ergebnisse einzugeben, zu prüfen und dann an Land zu funken“, erinnert sich Schäfers, der selbst auf der Barkasse am Pinnend im Einsatz war. Zusammen mit Hermann Lutterbeck und dessen Sohn Thomas schaute er nach Frühstartern auf Bahn Bravo, die mit den drei olympischen Zweimann-Klassen Tempest, Flying Dutchman und Star belegt war. Auf Bahn Alpha segelten die Dreimannboote Soling und Drachen und auf Bahn Charly der Einhand-Finn.
Doch die Olympischen Spiele waren mehr als „nur“ der Einsatz in der Wettfahrtleitung. Räucherfisch beim Berliner Abend, der Besuch im Rathaus beim Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Gerhard Stoltenberg (1971-1982) und die Abende in der großen Bierpagode im Garten des ehemaligen Puls Hotels (heute Strandhotel) in Strande bleiben für immer in Erinnerung. „Der große Staatsempfang bei Herrn Stoltenberg fand parallel zur Windjammerparade statt. Doch es war kein Durchkommen in Kiel. Die Autos standen auf der Straße, die Wiesen und Straßenränder waren vollgeparkt. Nur ich hatte einen Roller dabei und kam rechtzeigt zum Empfang – mit zerzausten Haaren und dem Anorak in der Hand. Zumindest für eine halbe Stunde hatte ich den Ministerpräsidenten und sein Gefolge für mich“, erinnert sich Schäfers. Es war die erste Windjammerparade in Kiel, die sich danach als Teil der Kieler Woche etabliert hat. Und es war ein feierlicher Höhepunkt am 3. September 1972. 500.000 Menschen bestaunten die 70 Großsegler aus 20 Nationen. „So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen“, schwärmte dann auch der damalige Bundespräsident Gustav Heinemann. Klaus Schäfers erlebte die Parade sozusagen im Vorüberfahren.
Kür und Pflichtprogramm zugleich waren auch das Treffen vor Puls Hotel von Strandes Bürgermeister Ernst-August Petersen und der schon bei den Kieler Woche traditionelle Berliner Abend mit Räucherfisch – Pflicht vor allem für diejenigen, die keinen Fisch mochten.
Die Berliner Soling-Crew 1972: Klaus Schäfers/Thomas Lutterbeck/Mathias Fiedler unterlag den Bayern um Skipper Norbert Wagner.
Doch auch wenn die schönen Momente in der Erinnerung überwiegen, so bleibt natürlich auch die Erinnerung an das Attentat von München, bei dem ein palästinensisches Terrorkommando elf Mitglieder der israelischen Mannschaft ermordete. „Wir haben es in der Vaasahalle am Radio miterlebt und eigentlich zunächst gar nicht verstanden. Es war der pure Schock. Von einem auf den anderen Moment kippte die Stimmung von purer Freude in Schockstarre. Wir wussten ja auch nicht, wie es weitergeht“, erinnert sich Klaus Schäfers an den unbeschreiblichen Moment. „Zwischen Trauer, dem Mitgefühl für die Hinterbliebenen, dem Gedanken an ein eventuelles Ende der Olympischen Spiele und vor allem der Machtlosigkeit“ beschreibt der Berliner seine Gefühle in diesen schwarzen Stunden. „Trotz des Mitgefühls und der Trauer haben wir dann aber doch erleichtert aufgeatmet, als IOC-Präsident Avery Brundage verkündete „The Games Must Go On“, so Schäfers.
Bundespräsident Gustav Heinemann hatte die Olympischen Spiele am 26. August 1972 in München eröffnet, am 28. August taten dies Avery Brundage und NOK-Präsident Willi Daume in Kiel. 320 Segler aus 42 Nationen gingen mit 153 Booten an den Start, begleitet von 250 Journalisten aus 20 Ländern. Dann zerstörte das Attentat vom 5. September die Leichtigkeit und Fröhlichkeit der Spiele. Einen halben Tag wurden die Spiele unterbrochen, am 6. September fand die Trauerfeier mit 80.000 Menschen in München statt.
 
 
„Harlekin“ (G 187) hieß der Soling von Klaus Schäfer. Fotos: privat.
Für die meisten Aktiven und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in Kiel war München weit weg, nicht jedoch für das kleine israelisches Segel-Team mit den FD-Seglern Yair Michaeli/Izchak Nir und ihrem Betreuer Eli Friedländer. „Es war eine fröhliche Stimmung“, schildert der damals 40-jährige Trainer das Gefühl bis zum Attentat in einem Interview mit dem NDR. Zwar segelten die Israelis noch die Regatta am 5. September mit, zurück an Land brach für sie dann jedoch eine Welt zusammen. Crew und Betreuer reisten ab nach München und flogen von dort mit den Überlebenden des Attentats und den toten Kameraden zurück nach Israel. „Man hat uns in München auf das Flugfeld geführt, und da waren die elf Särge in einer Reihe aufgestellt“, erinnert sich Friedländer. Die von den israelischen Seglern ausgelassene Wettfahrt war zugleich die letzte bei den Olympischen Spielen in Kiel.
Für Klaus Schäfers bleibt ein Wechselbad der Gefühle in Erinnerung. Doch das Gefühl, in Kiel dabei gewesen zu sein, ist bis heute großartig. „Es war für mich und wohl für alle Ehrenamtlichen ein unbeschreibliches Erlebnis, und für Kiel ein großes Ereignis, ein Erfolg“, resümiert der 83-Jährige.
Dass Schäfers schnell einen Platz in der Berliner Wettfahrtleitung fand, war übrigens kein Zufall. Über 34 Jahre war er im Einsatz für die Kieler Woche. Seine „Ebb Tide“ (Chesapeak Bay-Boat) war Startschiff – meistens bei den Staren und den 470ern. Nachdem Schäfers die 1969 gebaute Yacht 1979 in Hamburg gekauft hatte, wechselte sie den Verein. Das einstige Startschifft des Norddeutschen Regatta Vereins (NRV) in Hamburg wurde unter Achim Kadelbach Startboot der Berliner und blieb es bis 2017. 
Über 30 Jahre war die „Ebb Tide“ (Chesapeak Bay-Boat) von Klaus Schäfers Startschiff bei der Kieler Woche.
Und auch wenn der Start im Soling 1972 gescheitert und damit jede Medaillenchance zunichte gemacht war, so gab es schließlich doch noch Gold für Klaus Schäfers und die anderen Berliner Ehrenamtlichen. Dr. Kurt Pochhammer, Vorsitzender des VSaW von 1968 bis 1992, lud das gesamte Team zu sich nach Hause ein und überreichte ihnen eine extra angefertigte goldene Plakette als Dank für ihren Einsatz für den VSaW in Kiel. „Ich glaube, dass diese Geste keiner von uns vergessen wird. Alles war 1972 noch viel persönlicher“, so Schäfers. Im August will der 83-Jährige Kiel zum Olympia-Revival einen Besuch abstatten – um Erinnerungen aufzufrischen und alte Bekannte wiederzutreffen.
1972 | 2022 : Kiel feiert
1972 war Kiel Austragungsort der Olympischen Segelwettbewerbe. Ein herausragendes Ereignis der Kieler Stadtgeschichte – nicht nur aus sportlicher Sicht. In 2022 jährt sich die Austragung der Olympischen Segelwettbewerbe in Kiel zum 50. Mal. In der Zeit vom 6. August bis zum 8. September feiert die Landeshauptstadt Kiel dieses besondere Jubiläum mit einem bunten Programm und vielen Highlights aus Sport, Kultur sowie Rückblicke auf dieses historische Ereignis.

Im Fokus stehen die Segelregatten, aber auch in vier weiteren olympischen Sportarten finden Meisterschaften statt: Im Freiwasserschwimmen, dem Kieler Förde Marathon, einer Coastal-Ruder-Regatta und dem Schleswig-Holstein Triathlon messen sich  Sportlerinnen und Sportler in Kiel.

Rund um die Sportevents können sich die Besucherinnen und Besucher des Olympiazentrum Schilksee auf viele Konzerte, Filme, Lesungen und viele weitere Aktionen sowie zahlreiche kulinarische Angebote freuen. Erstmalig ist die historische Sportstätte in Schilksee Teil und Veranstaltungsort des Kieler Kultursommers. Mit der Live-Übertragung der Sommeroper, der Premiere des Kielympia-Films, einem Flohmarkt und vielen weiteren Highlights bietet das Programm für alle ganz besondere Olympische Momente.

Weitere Informationen finden Sie zur GIDJM und den Regatten in den sechs ehemalig olympischen Bootsklassen unter http://50jahreolympiakiel.de/
zum Rahmenprogramm unter www.olympiazentrum-schilksee.de
 
Text: Hermann Hell    
 

MELDESCHLUSS:

GIDJM: 29. Juli 2022
50 Jahre Olympia-Revival: 4. August 2022

 

Der Regatta-Plan:

 

GIDJM

Klassen: Optimist, Laser Radial, Laser 4.7, Europe, Teeny, Cadet, O’pen Skiff, 29er, 420er, Pirat, Techno 293, Open Windfoil Youth.
  • Mittwoch, 10. August, und Donnerstag, 11. August: Vermessung.
  • Freitag, 12. August, bis Dienstag, 16. August: Wettfahrten
 

50 Jahre Olympia vor Kiel-Schilksee:

Klassen: Drachen (Ranglisten-Regatta), Flying Dutchman (IDM), Finn Dinghy (EM und U23-EM), Soling, Star (North European Championship), Tempest (WM).
  • Montag, 15. August: Vermessung: Finn und Tempest
  • Dienstag, 16. August: Vermessung: Finn; Practice Race: Tempest
  • Mittwoch, 17. August: Vermessung: Star; Wettfahrten: Finn und Tempest
  • Donnerstag, 18. August: Wettfahrten: Finn, Tempest, Star, Drachen
  • Freitag, 19. August: Wettfahrten: Finn, Tempest, Star, Drachen, Soling, Flying Dutchman
  • Samstag, 20. August: Wettfahrten: Finn, Tempest, Star, Drachen, Soling, Flying Dutchman
  • Sonntag, 21. August: Wettfahrten: Finn, Tempest, Star, Drachen, Soling, Flying Dutchman – danach: Siegerehrungen
 
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Kiellinie 70, 24105 Kiel
 
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Kiel: 50 Jahre Olympia & GIDJM 10.08. - 21.08.2022 KYC

Kiel: 50 Jahre Olympia & GIDJM 10.08. – 21.08.2022 KYC

 

Zukunft trifft auf Historie

Kiel feiert 50-jähriges Jubiläum der Olympischen Segelregatten von 1972: Fest des Segelsports in Schilksee – 13 Nachwuchsklassen und sechs ehemalige olympische Klassen am Start

Die Gemeinsamen Internationalen Deutsche Jugendmeisterschaften und das Revival der olympischen Segelregatten von 1972, gebündelt im Olympia-Revier Kiel, verbinden im August 2022 die Zukunft des Segelsports mit der Historie. Den Auftakt machen die 13 Nachwuchsklassen des Deutschen Segler-Verbandes, die vom 10. bis 16. August die 6. gemeinsame IDJM austragen. Vom 17. bis 21. August folgen die Regatten der sechs olympischen Bootsklassen von 1972 – Drachen, FD, Finn, Soling, Star und Tempest. Damit steigt zwei Monate nach der Kieler Woche (18. bis 26. Juni) das zweite Segelgroßereignis vor Kiel-Schilksee.
Die größte Flotte bei den Gemeinsamen Internationalen Deutschen Jugendmeisterschaften stellen die Optis. Hier bei der 5. GIDJM vor Travemünde.
 
„Wir freuen uns, im kommenden Jahr zwei echte Segelhöhepunkte bieten zu können, und erfahren vom DSV, der Stadt Kiel und den ehemaligen olympischen Klassen einen enormen Zuspruch“, so Organisationsleiter Dirk Ramhorst.

Zusammen mit den beiden anderen ehemaligen olympischen Austragungsorten München und Augsburg (Kanurennsport) möchte Kiel die Erinnerungen an die Olympischen Spiele von 1972 nach 50 Jahren noch einmal mit Leben erfüllen. Dazu legten die Stadt Kiel und der Kieler Yacht-Club ihr Konzept vor. Ziel: Ein Segelfest der Extraklasse mit den Schwerpunkten Segelwelt, Jugend und Völkerverständigung. „Kiel hat den Olympischen Spielen 1972 viel zu verdanken. Das ganze Organisationsteam freut sich auf das Revival im Olympia-Zentrum Schilksee und auf die Regatten auf dem olympischen Revier von 1972“, so Ramhorst. Und der auf dem Seglertag Ende November frisch gewählte DSV-Vizepräsident für Olympisches Segeln und Nachwuchs-Leistungssport ergänzt: „Wir möchten allen Teilnehmern ein unvergessliches Segelerlebnis bieten. Daher sind wir schon lange in den Vorbereitungen und werden mit über 300 ehrenamtlichen Mitarbeitenden vor Ort für die Aktiven und deren nachhaltiges Segelerlebnis im Einsatz sein.“
Der 29er ist die Nachwuchsklasse für den späteren Einstieg in die Olympischen Klassen 49er und 49erFX. (links) Die Klassen ILCA 4 und ILCA 6 starteten 2017 bei der 5. GIDJM noch als Laser 4.7 und Laser Radial. (rechts)
Den Auftakt machen die 13 Jugendmeisterschaftsklassen des Deutschen Segler-Verbandes. Zwei Vermessungstagen folgen fünf Wettfahrttage für die Seglerinnen und Segler in den Klassen 29er, 420er, Cadet, Europe, ILCA 4 (Laser 4.7), ILCA 6 (Laser Radial), Nacra 15, O’pen Skiff, Optimist, Pirat, Techno 293, Open Windfoil Youth und Teeny (einzige nicht internationale Klasse).

Mit zirka 900 Booten/Brettern und damit 1200 Aktiven rechnen die Veranstalter und der DSV. „Wir erwarten ein Riesenevent für die deutsche Seglerjugend. Es ist natürlich etwas Besonderes, wenn alle vier Jahre, bzw. dieses Mal nach fünf Jahren alle Jugendmeisterschafts-Klassen auf einem Revier zu einer gemeinsamen Jugendmeisterschaft zusammenkommen. Es geht darum, über den Tellerrand zu schauen, die anderen Bootsklassen näher kennenzulernen, alte Freundschaften wieder aufleben zu lassen und neue zu schließen. Für manche Geschwister ist es die Chance, gemeinsam auf einer Jugendmeisterschaft zu sein, obwohl sie in verschiedenen Bootsklassen segeln. Es ist eben ein besonderes Fest und eine besondere Meisterschaft“, freut sich DSV-Jugendobmann und DSV-Vizepräsident Timo Haß (Pöcking) auf die gemeinsame IDJM in Kiel.  Die größte Flotte dürften mit Abstand die Optimisten stellen, gefolgt von ILCA 6, 420er, ILCA 4 und 29er.
Die Teenys sind die einzige nationale Klasse am Start. Dahinter warten auf dem Foto schon die Optis.
Eine gemeinsame Eröffnungsfeier und eine gemeinsame Siegerehrung sollen im olympischen Revier von 1972 den würdigen Rahmen bilden. Neben den Wettfahrten um die Deutschen Jugendtitel auf dem Wasser ist zudem ein Landprogramm geplant.

Nach dreimal vor Travemünde (1988, 2009 und 2017) und zweimal in Ribnitz-Damgarten (2003 und 2013) findet die gemeinsame 6. IDJM nun erstmalig in Kiel statt. Diese gemeinsamen Meisterschaften der Jugendklassen sind alle vier Jahre geplant, in den Jahren dazwischen tragen die Klassen ihre Nachwuchsmeisterschaften getrennt aus. In die U19-Titelkämpfe können 2022 alle Jugendlichen des Jahresgangs 2004 und jünger eingreifen.

„Für die Seglerjugend ist die gemeinsame IDJM ein echter Höhepunkt, zumal quasi vor der Haustür des Verbandes, und die Kombination mit der 50-Jahr-Regatta ist etwas ganz Besonderes“, so Haß.
Eine etwas nassere Nachwuchsklasse: die O’pen Skiffs.
Für die Veranstalter geht es nach der Siegerehrung des Nachwuchses ohne Pause weiter. Nachdem parallel zu den Jugendregatten bereits für Tempest und Finn die Vermessung oder ein Practice-Race auf dem Programm stehen, beginnen die beiden Klassen schon am Mittwoch mit der ersten Wettfahrt. Die Kielboote Drachen und Star greifen am Donnerstag, 18. August, ins Geschehen ein, bevor auch FD und Soling am Freitag an den Start gehen. Am Sonntag, 21. August, ist dann die gemeinsame Siegerehrung für die fünf Klassen angesetzt.

Als Anreiz haben die einstigen olympischen Klassen die Kieler Revival-Veranstaltung mit weiteren Prädikaten aufgewertet. So hat die Tempest-Klasse die Weltmeisterschaft nach Kiel vergeben, die Finns ihre EM und Junioren-EM (U-23), die Flying Dutchman Klasse ihre Internationale Deutsche Meisterschaft, die Stare ihre Distrikt-Meisterschaft und die Drachen eine außerordentliche Ranglistenregatta. „Natürlich freuen wir uns, dass die Klassenvereinigungen mitziehen und die Jubiläumsregatta aufwerten“, so Ramhorst.
Übrigens: 1972 waren in Kiel noch zwei deutsche Teams am Start. Die DDR und die Bundesrepublik Deutschland gingen getrennt ins Rennen um die Medaillen. Insgesamt gewannen drei Crews für Gesamt-Deutschland Medaillen:
  • Im Drachen gewannen Paul Borowski/Karl-Heinz Thun/Konrad Weichert Silber für die DDR.
  • Im Star holten Willi Kuhweide/Karsten Meyer Bronze für die Bundesrepublik Deutschland.
  • Im FD gewannen Ullrich Libor/Peter Naumann Bronze für die Bundesrepublik Deutschland.
Text: Hermann Hell
Bilder: www.segel-bilder.de / Christian Beeck
 
 
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Kiellinie 70 – 24105 Kiel
Tel.: +49 (0) 431 85023
Mail: 50jahreolympiakiel@kyc.de
Webseite: www.kyc.de
Eventwebsite: www.50jahreolympiakiel.de
 
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